Exposition 50 - Kim-Jung Vu
Im Südwesten Äthiopiens fertigen Angehörige vom Dassanech-Stamm Schmuck aus dem, was sie gerade auf der Straße finden. Der französische Fotograf Eric Laffourgue hat einen erstaunlichen Bildband darüber gemacht, wie diese Stammesleute Schmuck zu einem Teil der eigenen Identität machen, sich damit schöner und selbstsicherer fühlen.
Er zeigt, dass beispielsweise eine rechteckige Telefonkarte einen sehr hohen ästhetischen Wert haben kann, einmal umgeformt zum Schmuckstück. Die Telefonkarte in ein modisches Accessoire umzuwandeln, bedeutet zugleich, innovativ, fortschrittlich zu sein.
Alles kann Schmuck sein
Tausende Kilometer entfernt vom Stamm der Dassanech sitzt Kim-Jung Vu, die an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen ihr Diplom als Schmuckdesignerin erwarb, bei der Arbeit. Auch sie verwendet gerne Objekte, die ihr im Alltag vor Augen kommen, beim Entwerfen von Schmuck. Natürlich nicht aus Mangel an geeigneten anderen Materialien, sondern aus Faszination und voller Kreativität, mit dem gleichen Effekt der Individualität und Originalität. „Jedes Material kann Schmuck sein“, sagt die junge Frau.
So hat Kim-Jung Vu eine Kollektion namens „Stamps“ mit Postwertzeichen entworfen. Sie verwendet dazu gestempelte Luxemburger Briefmarken, etwa aus der Rosen-Serie, hüllt sie in durchsichtigen Kunststoff und montiert diese Anhänger an eine von ihr entworfene und selbst handgeschmiedete Echtsilberkette.
Ästhetisch gelungen, poetisch und raffiniert, sorgt solch eine Kette voller bunter, gebrauchter Briefmarken, die dank ihrer Trägerin wieder auf Reisen gehen, für einen Moment der Verblüffung beim zufälligen Betrachter. Und mit Sicherheit für Gespräch, also Kommunikation, was zu Briefmarken als Überbringer von Nachrichten wirklich gut passt. (Source: Télécran 52/2015)