Minidramen II
Ob Einakter, Sketch, Monolog oder Fragment, das Minidrama – auch Dramolett oder „Mikrodrama“ (Wolfgang Bauer) genannt –, versucht nicht auf die großen Fragen der Menschheit zu antworten. Dank seiner Knappheit ist es frei von den Mitteln dramatischer Spannung und es darf sich scheinbar völlig unerheblicher Themen annehmen. Minidramen bieten elementares, im ursprünglichen Sinne primitives Theater, jenseits von Gut und Böse.
Bereits in der Spielzeit 2011-2012 ist es Regisseurin Carole Lorang und ihrer Truppe gelungen im hiesigen Kasemattentheater die Lachmuskeln der Zuschauer stark zu strapazieren. Die szenische Collage mit dem schlichten Titel Minidramen sprengte damals mit anarchischer Lust die Formen der Welt und die des Theaters in lauter kleine Stücke, um in den Splittern selbst ein MiniWeltTheater zu entdecken.
Auf engstem Raum trugen die absurden Dialoge, komischen Nummern, blutigen Witze und makabren Pointen dazu bei, dass der Zuschauer, in der Rolle des Voyeurs, Einblicke in verschiedenste (dramatische) Schicksale erhielt, welche, kaum sichtbar, schon wieder ausgeblendet wurden. Seltsam-komische Momentaufnahmen skizzierten das alltäglich Sinnlose des zwischenmenschlichen Beziehungsuniversums.
Das neue Programm Minidramen II, neu gemixt aber nicht verfeinert versteht sich sowohl als Wiederaufnahme eines Projekts, dessen offene, dynamische Form uns fasziniert, wie auch als Erweiterung einer Recherche über das Groteske und Absurde in Lebensabschnitten und –fragmenten, die unser grenzenloses Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung durch die Mitmenschen aufzeigen. Die dargestellten Situationen reichen etwa von der Mutter-Sohn-Beziehung über die Partnerschaft bis hin zum Verhältnis eines Schauspielers zu seinem Publikum. Auch wenn Minidramen II keinen Ausweg aus dem Allzumenschlichen verspricht, so doch eine Menge anderer Perspektiven, Resonanzen und am Ende sicher wieder ein paar befreiende Lacher.